Honigforum

Mit einem Stupser weckte ich Birke, während er wieder von einem Hustenanfall geschüttelt wurde. Auch ich spürte ein leichtes Halskratzen in meinem Hals aufsteigen, aber ich ignorierte es. Müde und erschöpft schlug Birke die Augen auf und trotz der Dunkelheit konnte ich dank meiner Nachtsicht ein leicht fiebriges Glänzen in seinen Augen erkennen. Wieder hustete er ein trockenes Husten und ich drückte ihn enger an mich. Das musste über Nacht gekommen sein. Birke sah mich mit ängstlichen Augen an, während ich ihn mit kräftigen Zungenstrichen wärmte. "Mama?", flüsterte er, "mein Hals und meine Brust tut weh." Ich schloss kurz meine Augen und setzte dann mit Birkes Fellpflege fort. Währenddessen murmelte ich: "Es wird alles gut. Wir kriegen das hin."

Nach der Weile des Starrens, erhob ich mich schliesslich auf die Pfoten, noch immer von einer dünnen Flockenschicht bedeckt. Beinahe könnte man meinen, diese Farbe sei die meines Felles, wären da nicht die Flecken um meine Schnauze, die ich gesäubert habe. Mit meinen Augen suche ich die Lichtung ab, horche ob jemand ebenfalls meine Unruhe teilt. Doch da ist bloss das krähen eines Uhus, das einige Feldermäuse aufschrecken muss.

Ich harre so mit Birke durch, bis endlich die Sonne aufgeht. Sobald die ersten Strahlen den Wald und die Lichtung vor unserer Höhle berühren, trage ich Birke aus dem Bau, lege mich in den Schnee und lasse Birke auf mich draufklettern, so dass er einerseits von mir und von der Sonne gewärmt wird. Zu Fressen haben wir nichts da, aber ich kann ihn unmöglich alleine lassen. Im Lucht sehe ich nun auch, dass seine Augen fiebriger sind als ich zu Anfang dachte. Auch das Husten wird öfter und er ist ganz heiß, trotz der Kälte um uns herum. Immer wieder putze ich sein Fell und versuche ihn damit zu wärmen, wie man es bei ganz kleinen Jungen nach der Geburt macht. Es scheint nicht viel zu helfen.

Als die Sonne nun durch die Wolkem blinzelt, rekle ich mich aus meiner Starre und verlasse das Lager, noch bevor die anderen Katzen sich aus ihren Bauen schälen. Es scheint mir logischer zu erscheinen, wenn ich meiner Arbeit in den Morgenstunden nachgehe, wo das Risiko für einen Schneefall noch nicht so gross ist. Auf meinem Weg aus dem Lager hinaus endecke ich einige Eiszapfen, die sich an den Bäumen gebildet haben. Meine Laune hebt sich dadurch zwar kein Bisschen, dennoch ist da etwas, das mir sagt, dass eine Kräutersuche nun wichtiger denn je sein könnte.

Als ich merke, dass Birkes Husten trotz meiner Bemühungen schlimmer wird und auch das Fieber doller zu werden scheint, bekomme ich Panik. Wäre doch Klee hier! Sie wüsste, was zu tun wäre. Bei dem Gedanken an sie, wurde ich sofort von Traurigkeit erfüllt, kurz darauf von Entschlossenheit. Sie wüsste, was zu tun, aber ich auch. Und ich würde unseren Sohn nicht sterben lassen. Kurz entschlossen eehob ich mich mit dem inzwischen wieder schlafendem Birke auf die Pfoten. Ich würde nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen, bis es zu spät war. Birke wachte von der Bewegung auf, legte sich gemütlicher hin und klammerte sich an mein Fell. Dann lief ich los, in Richtung des Ortes, wo ich vor einem Mond den Kater mit den Heilkräutern getroffen hatte.