Honigforum

Nach einer Weile des Herummirrens entschloss ich mich schliesslich dazu, die Kräuterstelle aufzusuchen, an der ich einst die Streunerin und ihr Junges getroffen hatte. Dabei erwartete ich nicht, diese jemals wiederzusehen. Niemand hatte das Fehlen der Kräuter damals bemerkt, wobei ich noch einmal glimpflich davongekommen war. Was zu dieser Zeit in meinem Kopf geschwebt wwar, weshalb ich diesen Katzen geholfen hatte, konnte ich mir bis an diesem Tag nicht erklären. Es wäre weder meine Aufgabe, noch etwas gewesen, was ich wirklich hätte tun dürfen. Solange niemand ausser mein Gewissen davon erfuhr, brauchte ich mich jedoch nicht mehr damit herumzuplagen.

Je näher ich der Stelle kam, desto unruhiger wurde ich. Was war, wenn er nicht auftauchte, wie er es versprochen hatte? Ich konnte ja schlecht durch das Territorium spazieren und einen Angriff riskieren, dann wären meine Chancen gleich bei Null. Schließlich erreichte ich das Gebüsch, hinter welchem wir uns das letzte Mal getroffen hatten und setzte mich davor, Birke neben mir. Immer wieder hustete er, während ich wachsam meine Sinne schweifen ließ.

Bei meinem täglichen Rungang hatte ich in dem letzten Mond stets darauf geachtet, ihn erst dann zu vollziehen, wenn ich ganz sicher war, dass mir keine Katze begegnen würde. Nun musste ich mich diesbezüglich beeilen, denn bald würden die morgentlichen Grenzpatrouillen aufbrechen, denen ich eine gute Lüge würde auftischen müssen, wenn sie mich damit konfrontierten, was ich hier tun würde. Meine Schnauze in die Luft gereckt beschleunigte ich meinen Schritt, immer darauf aus, dass ich schnellsmöglich würde Deckung suchen können, falls ich den Geruch einer Clankatze wahrnehmen würde.

Irgendwann rollte ich mich in dem Schnee zusammen, damit ich Birke besser wärmen konnte. Ich spürte, wie sich die Angst um mein Herz klammerte und mich wie betäubte. Es war mein erster Winter, in dem ich die Verantwortung für ein Junges trug und sonst ganz allein war, denn bisher hatte ich nur einen weiteren erlebt und diesen mit meiner Mutter.

Nach einer Weile, die sich für meinen Geschmack zu sehr in die Länge gezogen hatte, erreichte ich schliesslich die Grenzmarkierungen. Es dauerte noch einige Momente, da hatte ich exakt die Stelle wiedergefunden, an der ich die Streunerin zum ersten Mal getroffen hatte. Ich schnupperte in der Luft und erwartete nicht, dass ein Geruch zu mir getragen werden würde. Als sich meine Erwartungen jedoch nicht bestätigten stellten sich meine Schnurrhaare auf. Mit bedeckter Stimme miaute ich in die Stille hinein. "Seid ihr hier?"