Honigforum

Für Seelenschatten

Seit ich von meiner bösartigen Besitzerin einfach vor die Tür gesetzt wurde waren nun einige Monde vergangen. Anfangs war ich mehr als verzweifelt, ich hatte Angst vor dem Unbekannten und doch hatte ich keine Wahl als mich in die große Welt zu wagen. Natürlich hätte ich auch die Möglichkeit gehabt mir einen neuen Besitzer zu suchen, doch so viel wie ich in meinem vorherigen Hause gelitten habe, das wollte ich einfach kein zweites Mal erleben. Trotz der Tatsache dass ich nun endlich weg von diesem bösen Zweibeiner war, war ich nicht glücklich. Ich konnte weder jagen noch kämpfen, der Wildnis war ich komplett ausgeliefert und doch hatte ich es geschafft einige Monde zu überstehen. Ich hatte es jedoch satt mich nur von den Resten Anderer zu ernähren, weshalb ich eine Erkundungstour durch den Wald startete, in dem ich mich im Moment befand, um selbst Beute zu erlegen. Es konnte doch nicht so schwer sein! Prüfend sog ich die Luft ein und sofort stach mir der scharfe Geruch von anderen Katzen in die Nase die ihr Revier an den Baumstämmen markiert haben. Bis jetzt hatte ich mich noch nie auf diese Seite gewagt und hatte es auch nicht vor, doch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte witterte ich ein Kaninchen und folgte der Fährte bis ich es endlich erblickte. Gerade als ich zum Sprung ansetzen wollte, trat ich auf einen Ast und das Kaninchen schreckte hoch, ehe es wegrannte. Dummerweise jedoch musste ich der Tatsache ins Auge sehen, dass mein Kaninchen gerade über diese Grenze gerannt war! Ich wollte mir nichts anderes suchen, dieses Kaninchen war meins und ich wollte es mir holen also betrat ich einfach das markierte Revier und folgte der Kaninchenspur, die mich immer weiter in den Wald und auch ins Unbekannte führte.

Es war kurz vor Sonnenuntergang und im Lager ging es langsam gemütlicher zu. Die Jungen hatten sich mit ihren Müttern in die warme Kinderstube verkrochen und tranken wahrscheinlich Milch. Ein paar der Schüler hatten sich bereits schon früher schlafen gelegt, damit sie für ihr morgiges Training genügend Kraft hatten. Für mich kam Schlaf jedoch noch nicht infrage, denn ich wurde von meinem Anführer Falkenstern mit drei anderen Kriegern für die Abendpatrouillie ausgewählt. Wie auf ein stilles Kommando zischten wir aus dem Lager hinaus in den Wald. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass jeder zu Zweit die Grenzen kontrolliert und wir uns später wieder hier treffen, damit es schneller voran ging. Ehrlich gesagt wäre ich viel lieber allein gegangen, statt mich mit der Quasselstrippe Schilfblüte herumzuschlagen, mit welcher ich eingeteilt worden war. Als die anderen zwei Krieger außer Reichweite und wir beide somit allein waren, schlug ich ihr vor dass sie doch lieber für den Clan jagen gehen sollte und ich allein die Grenzen kontrolliere. Zu meinem Glück wurde ich diese Kätzin somit für eine Weile los und machte mich erleichtert auf den Weg zu den Grenzen am Wald, wo mir sofort etwas auffiel. Die Luft war merkwürdig, anders als sonst. Vorsichtig und aufmerksam folgte ich der Spur, vergewisserte mich jedes mal ob mich jemand beobachtete. Es dauerte nicht lange und ich sah eine Kätzin durch den Wald laufen. Es war eine fremde Kätzin und sie war definitiv nicht vom Honigclan, vermutlich von überhaupt keinem Clan denn sie schien ziemlich unaufmerksam und etwas unbeholfen, wie ein Hauskätzchen. Vorsichtig ging ich auf die Katze zu, behielt jedoch noch sicheren Abstand zu ihr und sah sie aus giftgrünen Augen an. ,,Sparen wir uns die Höflichkeiten. Wer bist du und was hast du auf dem Gebiet des Honigclans verloren?''